„Heimat ist Geborgenheit, ist dort, wo man sich wohlfühlt, bedeutet ein Gefühl des Willkommenseins, kurz: Heimat isch do, wu isch babble kann und jeder misch versteht“, so Ortsbürgermeister Reiner Hör als Schirmherr des 12. Rülzheimer Heimatfestes beim Festakt zum Auftakt des Heimatfestes am Freitagabend in der voll besetzten und entsprechend des Festmottos mit vielen bunten Luftballons geschmückten Dampfnudel. „Lebendiges Rülzheim – wir zeigen Farbe“, treffender hätte dieses Motto nicht sein können.
Heimat, so Hör weiter, sei für Menschen definiert, die in einem Ort geboren und groß geworden sind, für Menschen, die freiwillig aus persönlichen oder beruflichen Gründen einen neuen Wohnort gefunden haben oder gar für Menschen, die aus ihrer bisherigen Heimat vertrieben oder geflüchtet sind. Er sei überzeugt, dass jeder für sich seine eigene Definition von Heimat habe. In einem Punkt jedoch hätten alle eine Gemeinsamkeit: „Wir sind hier.“ Rülzheim bestehe aus einer einmaligen Gemeinschaft aus Vereinsvertretern, die gemeinsam das diesjährige Heimatfest prägten. Persönlichkeiten, die im Verein, im kulturellen, sportlichen, humanitären, sozialen, kirchlichen und politischen sowie im Bereich des Arbeits- und Berufslebens Verantwortung übernommen haben. Dies sei der einmalige Mix, der Rülzheim auszeichnet.
Genauso stolz sei er auf jedes Vereinsmitglied, das bisher und während des Festes im Einsatz für andere ist. Deren Einsatz für ihre Heimatgemeinde und den eigenen Verein sei bewundernswert. Bei denen wolle er sich ganz herzlich bedanken. „Ihr werdet feststellen, dass euer Einsatz nicht umsonst war, wenn die Besucher sagen, das ist wieder ein tolles, einmaliges Fest.“ Die ganzen Kraftanstrengungen der Vorstandschaft der Kulturgemeinde, der politischen Gemeinde sowie der Vereinsverantwortlichen würden jedoch ins Leere laufen, wenn die finanziellen Rahmenbedingungen für ein solches Großereignis nicht gegeben wären. Den Grundstock bzw. das Startkapital habe der Gemeinderat gelegt, dessen Mitglieder „ihrem Heimatdorf und seinen Mitbürgern Tage der Freude, Geselligkeit und des Wohlseins schenken wollten“ und das dazu dienen könne und solle, das Zusammenleben und „Wir-Gefühl“ zu stärken und zu vertiefen. Das sei Politik „im wahrsten Sinne des Wortes“. Dank gebühre aber auch den ortsansässigen Firmen, die ohne große Worte das kulturelle, soziale und sportliche Geschehen im Ort durch einen phantastischen finanziellen Zuschuss unterstützten. Diese Symbiose zwischen Politik, Kulturgemeinde, Kirche und Gewerbe mit der gelebten Intensität habe die Gemeinde nicht nur weiterentwickelt, sondern auch zusammengeführt. Darüber sei er glücklich und stolz. „Ihr seid Heimat.“
Für Landrat Dr. Fritz Brechtel sind die Rülzheimer Heimatfeste stets festliche Höhepunkte, die ihresgleichen suchen. Es sei bemerkenswert, wie die Rülzheimer Vereine bei einem solchen Fest ihre Interessen bündeln, um gemeinsam etwas Großes zu erreichen. Auch bei diesem Fest werde Rülzheim seinem Festmotto gerecht. Den Rahmen für die hohe Lebensqualität in der Gemeinde bildeten die zahlreichen Vereine. Es gebe in Deutschland nur wenige Orte in gleicher Größe wie Rülzheim, die in den letzten eine solche wirtschaftliche Entwicklung vollzogen hätten. Rülzheim sei die Gemeinde im Landkreis, die sich am rasantesten entwickle. Rülzheim habe eine lebendige, bunte und starke Dorfgemeinschaft und dürfe mit Recht und Stolz ein solches Fest feiern, das ein Höhepunkt in der regionalen Festkultur darstelle.
Verbands-Bürgermeister Matthias Schardt definierte das Wort „farbenfroh“ und skizzierte seine Vorstellungen, wie sich dies darstellen lasse und präsentiere. Rülzheim sei ein Dorf mit einer bunten Vielfalt dörflichen Lebens. Es gebe viele Gründe, froh zu sein. Die Vereine seien diejenigen, die dafür „die Farbe anrühren, Pinsel und Spraydose in die Hand nehmen“, um diese bunte Vielfalt für die Mitbürger zu erreichen.
Auch beschauliche und besinnliche Töne durften im offiziellen Teil des Festakts nicht fehlen. Sie sprachen Pfarrer Michael Kolb von der Katholischen und Presbyter Rainer Übel von der Protestantischen Kirchengemeinde. Der offizielle Teil wie auch schon der dem Festakt vorausgegangene VIP-Empfang für die Sponsoren und Ratsmitglieder wurde vom Streichquartett Manon musikalisch umrahmt.
Danach stand die Veranstaltung ganz im Zeichen des Festmottos „Lebendiges Rülzheim – wir zeigen Farbe“. Das Frauenballett der Karnevalgesellschaft, Tanzgruppen des Tanzsportclubs „Royal“ und der Projektchor des Gesangsvereins Einigkeit unter Mitwirkung des Adhoc-Chors Ingenheim mit Ausschnitten aus dem Musical „Tanz der Vampire“ zauberten mit annähernd 200 Aktiven bunte, farbenfrohe, peppige, schwungvolle und spritzige Farbkleckse auf die Bühne. Ein Showprogramm aus einem Guss.
Mit diesem Festakt, so der Vorsitzende der Kulturgemeinde, Kurt Werling, habe die Kulturgemeinde und ihre Mitgliedsvereine bewiesen, dass sie für ihr Heimatdorf Farbe bekennen und zu diesem Ort stehen. „Rülzheim ist unser Lebensmittelpunkt, das macht Rülzheim so einzigartig.“ Er sei stolz darauf, dass 50 von 55 Mitgliedsvereinen sich in irgendeiner Form an diesem Heimatfest beteiligen und damit wieder ausdrucksvoll die sprichwörtlich gewordene „Rülzheimer Gemeinsamkeit“ unter Beweis stellten. Danach überreichte er allen anwesenden Vereinsvorsitzenden einen mit dem Festlogo bedruckten bunten Luftballon, den diese zum eigentlichen Eröffnungs-Event am Freitag, 3. Juli, 18.30 Uhr mitbringen sollen. Damit solle symbolisch der Bogen zum eigentlichen Fest geschlagen werden. Rund 300 Rülzheimer werden sich dabei in einer gut 400 m langen Menschenkette in der Festmeile aufstellen, alle mit einem bunten Luftballon „bewaffnet“, und diese dann nacheinander aufsteigen lassen.
Moderiert wurde der Festakt routiniert und gekonnt von Anna Maria Müller-Bartl.