BEISPIEL ECHTEN GEMEINSCHAFTSGEISTES
Am Sonntag wird Ausstellung eröffnet - Festspiel nach Aufzeichnungen in einem Tagebuch
Ein Musterbeispiel für den Gemeinschaftsgeist gibt die Bevölkerung der Gemeinde Rülzheim In diesen und den kommenden Tagen. Nahezu der ganze Ort ist mit der Vorbereitung der großen Heimattage vom 3. bis 5. Juli beschäftigt. Während etwa zehn Prozent der Einwohner, also 500, aktiv an dem Fest mitwirken, sind noch viel mehr in die Vorbereitungen eingeschaltet. Nicht allein, dass jeden Abend und auch nachmittags an den Wagen des Festzuges gebastelt wird, andere proben für das Festspiel und wieder andere sind mit der Organisation der Aufgabe betraut. Alle anderen Ereignisse haben jetzt in Rülzheim zweitrangige Bedeutung. Am deutlichsten wird der Einsatz für das Dorf und für die Gemeinschaft am Aufbau der 60 Festwagen. Die Vereine, das Gewerbe, die öffentlichen Einrichtungen, die Landwirtschaft und die Jugend tragen alle ihren Teil zur Ausgestaltung des Festzuges bei, der von einer großen historischen Kolonne mit zwölf Wagen angeführt wird. Der ganze Aufwand — eigentlich nur für einige Stunden in der Öffentlichkeit - demonstriert den Sinn des Zusammenhaltens im Dorfe. Und alle Helfer sind aus freien Stücken, ohne irgendein Entgelt am Werk.
Das Rülzheimer Heimatfest, das zum zweiten Male stattfindet; steht wiederum unter der Schirmherrschaft von Pfarrer Wetzel. Die Organisation liegt in Händen der Kulturgemeinde unter dem Vorsitz des künftigen Bürgermeisters Helmut Braun. Alle 24 Vereine dieser Gemeinschaft sind eingeschaltet. Höhepunkte der Heimattage sind zweifellos das Festspiel und der Festzug. Wie 1960 zeichnet Hans Kaufmann für den Festzug verantwortlich. Das Schauspiel schrieb J. Bahlinger, das von Konrad Schwab einstudiert wird.
In Frieden leben" heißt der Titel des Festspieles, das aus der Geschichte von" Rülzheim gegriffen ist. Es lässt die Jahre 1812 bis 1816 noch einmal erleben. Grundlage ist ein Tagebuch des Franz Peter Martin aus jenen Tagen. Dieses wertvolle Buch wurde durch einen Zufall auf dem Speicher eines Hauses entdeckt. Sehr genau wird darin beschrieben, wie die Bevölkerung unter den vielen Besatzungstruppen nach der Niederlage Napoleons in Rußland zu leiden hatte. Der Wille des Bürgermeisters, das Los seiner Leute zu mildern, die Religiosität der Bürger und schließlich der einkehrende Frieden sind in dem Schauspiel dargestellt, am Schicksal der Familie P. Leingang.
Das Rülzheimer Heimatfest beginnt schon am Sonntag. 11 Uhr wird eine Ausstellung unter dem Motto „Einst und jetzt im Schulhaus am Deutschordensplatz eröffnet. Mit dieser Ausstellung soll vor allem die Entwicklung der Gemeinde gezeichnet werden. Neben alten Urkunden und Wertgegenständen werden auch Beiträge der Firmen in Rülzheim zu sehen sein. Der Rülzheimer Spielmannszug und die Jugendkapelle geben außerdem am Sonntag ein Standkonzert. Dazu kommt am Sonntag noch der Vergleichskampf im Radfahren zwischen Deutschland und der Schweiz.
Aus dem Programm der Haupttage seien erwähnt am Samstag, dem 3. Juli, der Festabend im Zelt mit dem Schauspiel und dem Großen Zapfenstreich, am Sonntag nach der Kirchenparade ein Freundschaftsspiel mehrerer Jugendkapellen aus der Umgebung, dann 13.30 Uhr der Festzug, am Abend eine bunte Unterhaltung von Rülzheimern gestaltet und am Montag noch ein Heimatabend unter dem Leitwort „Alles singt".
„Wir wollen keine reine Vergnügungsveranstaltung“ sagte H. Braun bei einem Gespräch. Das Fest solle wohl der Freude dienen, aber in erster Linie eine Anregung zur Gemeinschaft sein.