Rülzheim lädt zum Heimatfest und die Festmeile ist schnell gefüllt. Der Andrang ist so groß, dass die Betreiber der Schenken schnell für Nachschub sorgen müssen und ein Innenhof sogar zeitweise gesperrt werden muss.
Vier Tage lang feiert die Gemeinde Rülzheim nach neun Jahren Pause wieder ein Heimatfest, mit dem gleichzeitig auch das 1250-jährige Bestehen des Ortes gefeiert wird. Das für 2020 geplante Fest fiel der Corona-Pandemie zum Opfer. Am Montagabend geht das Fest zu Ende.
Auf der knapp einen Kilometer langen Festmeile in der Ortsmitte, vom Ziehlehof des Tanzsportclubs TSC in der Neuen Landstraße bis zur Eventfactory an der Einmündung der Alten Mühlgasse, reihen sich 15 Vereinshütten und Zelte wie Perlen an einer Schnur aneinander und bieten den Festbesuchern alles, was sie von so einem Fest erwarten: Gute Musik, ein reichhaltiges kulinarisches Angebot und jede Menge Spaß und Unterhaltung.
Und die Besucher kamen in Strömen.
Bereits am Freitagabend füllte sich die Festmeile – nach einem etwas schleppenden Beginn - schnell. Besonders profitierten dabei die Vereine, die das Europameisterschaftsspiel Deutschland gegen Schottland mit Public Viewing übertrugen. Der 5:1-Sieg der deutschen Mannschaft heizte den Durst der Besucher dann natürlich noch mehr an. Die Festmeile war bis zur Sperrstunde voll besetzt. Auch immer wieder niedergehende Regenschauer ließen die Besucher nicht nach Hause gehen.
Der Samstagabend sprengte dann alle Erwartungen. So viele Menschen waren schon lange nicht mehr auf einmal in Rülzheim gewesen. Gefühlt tausende Menschen trafen sich auf der Festmeile, es war kaum ein Durchkommen. Zu relativ früher Zeit schon waren die meisten Schänken ausverkauft, so gut wie jeder Verein musste gestern Morgen Noteinkäufe tätigen, um den Besuchern auch am Sonntag noch was zum Essen und Trinken anbieten zu können. Beim TSC war der Hof derart voll besetzt, dass die Security den Hof zu später Stunde mit Bierbänken kurzzeitig absperren musste, um weitere Besucher vom Zutritt abzuhalten. Zu groß war die Sorge, dass etwas passieren könnte.
Die Festbesucher aus nah und fern waren durchweg begeistert vom Fest. „In Rilze steppt de Bär“, meinte beispielsweise Gerlinde Friedmann und traf mit dieser Aussage genau das, was alle Besucher empfanden. „Es ist einfach die Hölle los“, so Pius Feldmann, der beim Ski- und Snowboard-Club hinter der Essensausgabe stand. Karin Geiger zeigte sich begeistert vom Ambiente der Festmeile und dem ganzen Flair des Festes. „Nach neun Jahren Pause ist es richtig schön, wieder einmal ein größeres Fest in seiner Heimatgemeinde feiern zu dürfen,“ so Daniel Heid. Auch wenn die Preise für Essen und Getränke „etwas hoch“ seien, zahle man gern etwas mehr, wenn man ein so solches Fest besuchen kann, meinte Bernd Kuntz aus Herxheim. Es sei schön, dabei auch alte Bekannte und Freunde wieder zu treffen, so Wolfgang Röhrling. Die Festmeile ist mit bunten Fahnen und Fähnchengirlanden über der Straße bunt geschmückt, etliche Liegestühle entlang der Straße laden Fußmüde zum Verweilen und Ausruhen ein, ist die Festmeile doch relativ lang.
Im Gegensatz zu früheren Heimatfesten in der Ortsmitte werden nur zwei Höfe bewirtschaftet, alle anderen Vereine nutzen die Holzhütten der Kulturgemeinde. Auch findet das Heimatfest in diesem Jahr nur an einem Wochenende statt: Für zwei Wochenenden fehlte den Vereinen schlichtweg das Personal. Für die kleinen Festbesucher gab es auf dem Deutschordensplatz ein Kinderland mit Hüpfburg, Spielmobil, Tischtennisplatten, Torwandschießen sowie eine Button- und eine Popcornmaschine. Auch eine Zaubershow und „Tanzen mit Kids“ standen auf dem Programm.
Besonders stark frequentiert war eine Fotoausstellung in der ehemaligen Synagoge mit 440 Bildern, fast ausschließlich aus dem Archiv von Josef Wolff, mit Aufnahmen alter Dorfansichten und der zurückliegenden Heimatfeste, aber auch alte Postkarten mit Rülzheimer Motiven, die älteste aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert. Immer wieder hörte man Rätselraten, welche Straße dieses oder jenes Bild zeigte, so mancher fand sich auch selbst auf dem einen oder anderen Foto.
Krönender Festabschluss ist am Montagabend um 23 Uhr ein musikalisches Höhenfeuerwerk am Rathaus, die Schänken öffnen ab 17 Uhr.